Die Figuren müssen dem Publikum erstmal egal sein“, sagt Franz-Xaver Mayr, dessen „Heldenplatz“-Inszenierung Anfang Januar Premiere am Schauspielhaus Graz hatte. „Sie müssen sich in Ruhe entwickeln dürfen.“ Erst so könne aus den Zeilen hervortreten, was damit gemeint sein könne. Um die zeitgeschichtlichen Implikationen des 1988 uraufgeführten Textes von Thomas Bernhard ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, hat Mayr einen Prolog und einige Fußnoten angefügt. „Egal“ sind ihm die Figuren dabei aber keineswegs, behutsam geht der 1986 in Hallein geborene Regisseur gegen Erwartungshaltungen vor, besetzt gegengeschlechtlich und verzichtet auf ein Ausstellen der Komik der Tiraden. Der Bernhard’sche Rhythmus hat es ihm angetan, der sei wie eine schwere Bank, ganz fest und unverrückbar, besser noch als Musik, jedenfalls „wertvoll und hart“.
Nach seinen Studien der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen und der Regie an der Zürcher Hochschule der Künste wurde Mayr 2016 mit seiner Diplominszenierung „Antigone“ zum Körber Studio Junge Regie nach Hamburg eingeladen. 2017 inszenierte er am Schauspielhaus Wien „Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt“ von Miroslava Svolikova und wurde dafür in der Kategorie „Nachwuchs“ für den Nestroy-Preis nominiert. „Mittlerweile ist das Arbeiten entspannter“, sagt Mayr, „nicht mehr so atemlos wie...