Eigensinnig und ehrgeizig ist sie – sowie von Jugendbeinen an überzeugt, nie „Schnepfe“, „Cheerleaderin“, „ein unselbständiger Sack Scheiße“ werden zu wollen und nie „am Boden“ der Tatsachen zu verharren. „Am Boden“ – so ist das 2013 uraufgeführte Stück des US-amerikanischen Autors George Brant denn auch betitelt. Also hebt die namenlose Protagonistin richtig ab, wird US-Kampfjet-Pilotin, erlebt Großes und fühlt sich großartig: ein Hauch von Freiheit. Am Landestheater Detmold erzählt sie davon in Gestalt der Schauspielerin Alexandra Riemann mit bitterer Erinnerungsstimme, während die Finger zartstolz über den Stoff ihrer Uniform streichen. Die habe sie verdient als draufgängerisches Top-Gun-Girl, das weder Tod noch Teufel fürchtet und seine Identität aus Echte-Kerle-Klischees gebastelt hat, inklusive Anspruch auf Heldenstatus. Das Fliegen ist ihr rauschhaftes Lebenselixier – mit dieser wahnwitzigen Geschwindigkeit, den überwältigenden G-Kräften und dem ganzkörperlichen Glückskick: „Man ist allein in der Leere und man ist das Blau.“ Das Blau des endlosen Himmels. Ganz oben. On top noch dieses todbringende Machtgefühl, über ein feuerhagelndes Waffenarsenal zu gebieten. Und dann das: plötzlich schwanger. Mit dem „ganzen wahren Kitsch“ – Liebe, Mutterschaft, Familie – kommt das Selbstverständnis der Heldin komplett durcheinander. Nach der Babypause degradiert sie zudem der Air-Force-Chef zur Joystickpilotin von Drohnen in nie erklärten Hightech-Kriegen....