Angesetzt zum deutschen Jubiläumsherbst, ist dieses eher selten aufgeführte Werk Heiner Müllers eine Möglichkeit, nicht offene Türen einzurennen, sondern nach inzwischen unbekannten und vergessenen zu suchen. Preußengeschichte und radikale Aufklärungskritik, das liegt heutigen Spielplanmachern eigentlich fern. Zudem bietet Müllers 1975/76 als „Greuelmärchen“ – also entschieden nicht historistisch – entstandene Szenenfolge immer noch eine Herausforderung für ihre Darstellung auf dem Theater. Braucht man den ganz großen Apparat für die im Stück beschriebenen surrealistischen Projektionen? Welchen Kontext hat das Stück heute, da die über Jahrzehnte verlaufene Neubewertung der preußischen Vergangenheit bis hin zur Folklorisierung abgehakt scheint? Und man auch einiges mehr über die autobiografischen Spiegelungen darin weiß, in denen sich Müller mittels Lessing in der DDR, aber auch in der Vergeblichkeit neulinker Aufklärung in der alten Bundesrepublik sah?
Pedro Martins Beja hat sich als Regisseur grundsätzlich für eine kleine Form entschieden, die es aber in sich hat. Im Emma-Theater, der Studiobühne des Theaters Osnabrück, sitzt das Publikum in einer Blackbox auf zwei Seiten der Spielfläche, die lediglich mit Licht und Vorhängen gegliedert wird. Minimal ist auch die Besetzung: Marie Bauer, Patrick Berg und Stefan Haschke spielen alle Rollen in diesem Stück, das auch schon mit Dutzenden Darstellern aufgeführt wurde. Was dadurch einleuchtend...