Nun, da sich Intendant Armin Petras entschieden hat, doch schon Mitte 2018 aus persönlichen Gründen zu gehen, dreht er noch mal richtig auf. „Performatives Theater mit zunehmender Auflösung von Handlung und Figur“ wurde ihm von einem Teil der lokalen Kritik vorgeworfen. Doch die simple Gleichsetzung – „Katerstimmung“ in Stuttgart, „Jammerspiele“ in München – verfängt nicht. Und jetzt präsentiert der Regisseur Petras mit dem Klassiker „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ von Eugene O’Neill genau das, was manche angemahnt haben: Schauspielertheater. Aber mit Widerhaken. Deutlich gegen den Strich besetzt. Doch davon später.
Zunächst bebildert Petras die im Jahr 1912 spielende US-Tragödie der irischen Einwandererfamilie Tyrone mit zeitgeschichtlichen Symbolen, die Macht und Pracht signalisieren, aber auch Untergang. Der Bühnenvorhang, ein Riesenplakat der Standard Oil Company, kündet von einem Konzern, dessen Weltmarktmonopol 1911 entflochten wurde. Ein Standard-Oil-Millionär kommt sogar im O’Neill-Originaltext, den Petras deutlich entrümpelt hat, vor – tituliert als „Ganove“. Wenn dann der Vorhang hochgeht, grollt und donnert es leise aus dem Off. Offenbar sind wir hier auf der Titanic: Auf der Bühne prangt die grandiose, elegant geschwungene Haupttreppe des 1912 gesunkenen Luxusdampfers, minutiös nachgebaut von Bühnenbildner Aleksandar Denic. Atemberaubend, aber auch gruselig wirkt das alles in seinem Prunk vor dem...