Ende Januar dieses Jahres beschloss die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung den Abriss der Theaterdoppelanlage der Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz von 1963. Zu teuer und nicht lohnend sei eine Sanierung. Vorausgegangen waren sieben Jahre Diskussionen und Untersuchungen, die ihrerseits schon viele Millionen Euro gekostet haben. Anders als in Köln wollte man sich zu Recht nicht auf ein unüberschaubares Abenteuer einlassen, zumal der Frankfurter Theaterbau ein wahres Palimpsest ist: In zwei Etappen in den 1950er und 1960er Jahren errichtet, enthält er umfangreiche Reste des Jugendstilbaus von 1902 und wurde später wiederholt umgebaut, saniert und erweitert. Unstrittig ist daher, dass die gewachsene Struktur vielfache Probleme birgt und nach Jahrzehnten intensiver Nutzung wie andere Nachkriegstheaterbauten nun einer umfassenden Sanierung bedarf. Doch begründet dies einen Komplettabriss?
Das Gebäude von Otto Apel, Hannsgeorg Beckert und Gilbert Becker ist ein herausragender Theaterbau der Nachkriegsära, der über Jahrzehnte einer der prägenden Orte des kulturellen Lebens von Frankfurt war, an dem auch immer wieder gesellschaftlich relevante Diskurse ausgetragen wurden. Er hat Stadtgeschichte geschrieben und Identität gestiftet als ein Ort bürgerlicher Öffentlichkeit, an dem die Stadtgesellschaft über ihre Gegenwart und Zukunft nachgedacht und gestritten hat. Das Haus mit seinem großen urbanen Glasfoyer, das sich der Stadt zuwendet und es als eine Bühne...