Ein Mann geht durch einen Raum, während ihm ein anderer zusieht; das ist alles, was zur Theateraufführung notwendig ist.“ Dieser Satz stammt bekanntlich aus Peter Brooks Standardwerk „Der leere Raum“. Dem Choreografen Jérôme Bel dient das indirekt als Prolog zu seinem umwerfenden Tanzabend „Gala“. Einige Minuten lang werden nämlich lediglich Ansichten von Bühnen und Sälen eingeblendet, ob klassisch, antik, katholisch oder kindisch. Leere Räume in unterschiedlichen Ländern, aus unterschiedlichen Zeiten, groß, klein, schön, schief, alt, neu. Ebenso divers präsentiert sich danach Bels aus Wiesbadener Normalbürgern neu zusammengesetzte Kompanie. In der Dramaturgie ähnlichen Mustern folgend wie seine Produktion „Disabled Theater“, absolvieren die Akteure nacheinander die gleiche Aufgabenstellung. Einmal sollen sich alle bloß verbeugen, was sie einzeln tun, dann soll einer etwas vortanzen, was die anderen nachzumachen versuchen. Dabei wird schnell deutlich, dass jeder etwas kann und anderes nicht. Selbst die junge Frau im Rollstuhl ist ihren Mittänzern weit voraus, wenn es darum geht, schnell von einer Ecke in die andere zu flitzen. Gleiches gilt für den alten Mann, der einen Liegestütz an den anderen reiht, oder den kleinen Jungen, der sich ohne Unterlass auf den Boden wirft. Gemeinsam ertanzt sich die Menschenschar eine gesellschaftliche Utopie. Die mögen manche für ein Märchen...