„Ich bin eine Königin!“ So verkündet es in glamouröser Pose, mit strahlendem Lächeln und erhobenem Kinn das eigene Spiegelbild. Dass es dazu gekommen ist, liegt an den Anweisungen von Burlesque-Größe Mama Ulita. Zwar spricht Mama Ulita aus einem Laptop vor dem Boudoir-Spiegel. Dennoch hat das Ganze den Charakter eines Live-Erlebnisses, und es entspinnt sich ein zartes Band zwischen Bühnenkünstlerin und Theatergänger*in.
Anfang Juli bespielte der Leipziger Westflügel mit der begehbaren Installation „The Temple“ sein charmantes altes Gemäuer, und zwar inklusive Keller und Garten. Der von mehr als 20 Künstler*innen gestaltete Parcours war bereits vor der Pandemie geplant; die Besucher*innen gehen von Objekt zu Objekt, und es entstehen individuelle Interaktionen zwischen Mensch und Maschine. Oder auch zwischen Mensch und Mensch. Die Grenzen sind nicht immer eindeutig. Manche Stationen sind einfach nur verspielt oder schön anzuschauen, andere von gedanklicher Tiefe durchdrungen. Im Ergebnis steht ein vielgestaltiges und vielstimmiges Bühnenwerk. Auch die Grenzen der Bühne sind nicht eindeutig zu ziehen, etwa wenn man sich von einem Automaten namens Mr. Famoulus (Eva Maria Schneider & Alexander Lorenz) mit „Du machst das schon“ auf die Schulter klopfen lässt. Oder das „Zeitfenster“, das uns heute dabei filmt, wie wir Vergangenheit sein werden und dies den Nachfolgenden...