Julia Haenni, als Performerin und Regisseurin waren Sie oftmals selbst an der Inszenierung Ihrer Stücke beteiligt. „frau verschwindet (versionen)“ hat Marie Bues am Konzert Theater Bern uraufgeführt. Wie haben Sie diese Zusammenarbeit erlebt?
Als Autorin des Stück Labor-Förderprogramms war mir von Anfang an klar, dass da eine Regie hinzukommt. Dadurch habe ich beim Schreiben eine enorme Freiheit gespürt. Sonst überlege ich mir als Regisseurin meistens schon vorher, wie wohl die Schauspielerinnen und Schauspieler von Szene A zu Szene B kommen. Und das war nun nicht so. Mit Marie Bues und dem Team traf ich mich bereits, als ich noch am Schreiben war. Da haben sich Arbeitsprozesse verzahnt. Ideen für das Bühnenbild zum Beispiel haben mich beim Schreiben weitergebracht. Diesen Austausch mag ich als Autorin sehr, dieses gemeinsame Denken inspiriert mich. Man macht dann nicht alles mit sich selbst aus. Und das ist meistens besser so.
Das Stück haben Sie im Jahr des Frauenstreiks geschrieben. Mehr als 500 000 Frauen haben 2019 in der Schweiz demonstriert und gestreikt, um für ihre Rechte zu kämpfen und auf strukturelle Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Wie hat diese Bewegung Ihre Arbeit inspiriert?
In „frau verschwindet (versionen)“ geht es um Zuschreibungen und um eindimensionale Rollenangebote. Am...