Auftritt
Vorarlberger Landestheater: Geschichte erarbeiten
„Stromberger oder Bilder von Allem“ von Gerhild Steinbuch (UA) – Inszenierung Bérénice Hebenstreit, Bühne und Kostüm Mira König, Musik und Bühnenmusiker Sandro Nicolussi
Erschienen in: Theater der Zeit: Konfliktzone – Theater in politischen Auseinandersetzungen (04/2024)
Assoziationen: Theaterkritiken Österreich Bérénice Hebenstreit Vorarlberger Landestheater
Einen „Engel in der Hölle von Auschwitz“ nannte sie der Historiker Harald Walser, der 2022 ein Buch über Maria Stromberger (geboren 1898) geschrieben hat. Die katholische Krankenschwester aus Kärnten ließ sich 1942 nach Auschwitz versetzen. Sie wollte sich ein eigenes Bild davon machen, was dort geschah. Es blieb nicht bei der stummen Zeugenschaft. Maria Stromberger begann die Barbarei nach Kräften zu bekämpfen. Schmuggelte Munition und Medikamente ins KZ, linderte Leid, unterstützte den Widerstand. Nach dem Krieg wurde sie als vermeintliche Nazi-Kollaborateurin inhaftiert, von ehemaligen Häftlingen aber entlastet und rehabilitiert. Weithin vergessen verbrachte sie ihre letzten Jahre in Bregenz, wo sie 1957 verstarb.
Eine Lebensgeschichte, die unweigerlich das Interesse des Landestheaters Vorarlberg wecken musste. Unter Intendantin Stephanie Gräve beschäftigt man sich dort regelmäßig mit Zeitgeschichte am Beispiel historischer Persönlichkeiten mit biografischem Lokalbezug. So kamen dort unter anderem Stücke über den Vorarlberger Autor und KZ-Überlebenden Max Riccabona sowie die ebenfalls aus der Region stammende Malerin und Nazi-Funktionärin Stephanie Hollenstein zur Uraufführung, beide geschrieben von Dramatiker Thomas Arzt.
Der Stückauftrag für ein Stromberger-Drama ging nun an Gerhild Steinbuch, für die es ein Leichtes gewesen wäre, den „Engel von Auschwitz“ in den Himmel zu heben. Die Ambition der Autorin reicht jedoch – erfreulicherweise –...
