Aushaltbarkeit
Übers Adaptieren bei Ewald Palmetshofer
Erschienen in: Recherchen 167: Dramatisch lesen – Wie über neue Dramatik sprechen? (05/2023)
Als jemand, der sich berufsmäßig mit Literatur und Theater beschäftigt, bringe ich ein paar professionelle Deformationen mit, ebenso ein paar tote Winkel. Auch für Ewald Palmethofers Dramen und die Wucht, mit der sie in das Gegebene eingreifen, um es anders sprachlich zu fassen und in seiner Dunkelheit und Kompliziertheit zumindest einige Aspekte »anschaubar« zu machen.
(M)ein toter Winkel: Ich habe »schon immer« gerne Dramen und Theatertexte gelesen; ich bin »schon immer« gerne ins Theater gegangen. Nur habe ich trotzdem (und für mich selbst immer wieder überraschend) bei der Lektüre sehr wenig szenische Fantasie, höchstens vielleicht beim konventionellsten Konversationsstück. Die Stimmen entstehen bei mir im Kopf gestaltlos, ein Hörspiel ohne Sound. Ich bleibe an mich beeindruckenden Passagen hängen, die sich verlangsamen und viel größer werden als auf der Bühne. Ich berausche mich am Schnelllesen von Passagen, in denen Bilder, Informationen, Handlungen sich ohnehin schon verdichten. Die lese ich wie im hohen Tempo gespult. An der Universität nennt sich die sprachliche Eigendynamik eines Theatertextes (vor allem wenn es sich nicht um ein Drama im traditionellen Sinne handelt) »Texttheatralität«. Damit ist wahrscheinlich in keiner Weise das Sich-Verlieren in den Texten und an die Texte gemeint, die sich in meinen Lektüren ergibt.
In einer...