Theater der Zeit

Feindliche Übernahme – durch sich selbst? Entgrenzung der Arbeit – Utopie der Selbstverwirklichung1

Eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Arbeit, Nichtarbeit und Muße. Welches sind die Erkenntnisse aus einer radikalen Arbeitskritik?

von Jochen Gimmel

Erschienen in: Recherchen 166: Dazwischengehen! – Neue Entwürfe für Kunst, Pädagogik und Politik (05/2023)

»Die ehemals scharfe Trennung zwischen Home und Work ist verschwunden, Arbeit findet überall und zu jeder Tageszeit statt.«2

Diese erschreckende Zeitdiagnose entstammt nicht der Feder eines nörgelnden Gesellschaftskritikers, sondern dem Internetauftritt des Möbelherstellers Vitra. Vitra sieht in der Entwicklung einer umfassenden Entgrenzung der Arbeit Chancen für einen neuen »Workspirit«. Wer positiv denkt, wird mit diesem Spirit Selbstverwirklichung, Anerkennung, offene Kommunikation und Freude an der Produktivität assoziieren. Arbeit und Leben sollen sich im schöpferischen Elan aussöhnen, so die verheißungsvolle Botschaft in der Abteilung Bürobedarf. Eine Zukunft wird ausgemalt, in der sich Arbeit zum zentralen Glück des Lebens aufschwingt. Gegenüber diesem, aus dem Wording-­Arsenal der Kreativbranche aufgerüsteten Workspirit erscheint eine Kapitalismuskritik, der bei obigem Satz der Atem stockt, seltsam rheumatisch. Deren Unbehagen rührt aber nicht daher, dass in der sozialistischen Weltdeutung einst die Trennung von Work und Home um jeden Preis erhalten werden sollte, sondern dass sie nun unter ­falschen Vorzeichen aufgehoben zu werden droht. Die Zukunfts­ingenieur*innen von Vitra geben die sozialistische Utopie quasi ex negativo vor. Wenn die Grenzen der Arbeit fallen, dann macht es einen Unterschied ums Ganze, ob das Leben nicht mehr von der Arbeit oder die Arbeit nicht mehr vom Leben zu unterscheiden ist.3

Dass...

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