Als die junge Frau schlurfenden Schrittes auf die leere schwarze Bühne kommt, führt sie erst einmal ein paar Handlangerarbeiten aus. So muss etwa ein riesiges Rolltor im Hintergrund geöffnet werden. Danach kommt sie an die Rampe und sucht sich eine Person in der ersten Reihe aus. Der Blick, mit dem sie die erwählte Zuschauerin oder den Zuschauer fixiert, ist durchdringend und taxierend. Schließlich macht sie wortlos einige kurze Bewegungen, die als Anweisungen gedacht sind. Wer von ihr begutachtet wird, soll den Arm heben, aufstehen, sich selbst präsentieren. Reagiert der oder die Betrachtete nicht, wählt sie jemand anderes aus. Am Ende dieser Begutachtung steht auf jeden Fall ein letzter, geschäftsmäßiger Blick, der zu verstehen gibt, dass man gerade so bestanden hat.
Dieses kurze Vorspiel ist der einzige Moment in Christian Schäfers Uraufführung von Nora Gomringers Stück „Oinkonomy“, in dem jemand aus dem Publikum tatsächlich mitspielen soll. Aber er wirkt nach. Denn in diesem stummen Austausch zwischen Bühne und erster Reihe offenbart sich der Kern von Schäfers Inszenierung, die aufgrund der geltenden Hygienebestimmungen auf der großen Bühne des Gütersloher Theaters gespielt wird. Es gibt keine Barriere zwischen Bühne und Parkett, keine vierte Wand, die einen in Sicherheit wiegen könnte.
Das Publikum ist...