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Schaulust
Das kleine theater Kammerspiele Landshut wird 25 Jahre alt
Erschienen in: Theater der Zeit: Die rote Revolution – Russland zwischen 1917 und der Gegenwart (11/2017)
Kann man nach 25 Jahren immer noch gern in ein Theater gehen, das man ein halbes Berufsleben lang als Pflichtzuschauerin, als Kritikerin, begleitet hat? An dem man fast keinen Premierenabend versäumt hat und über dessen Selbstverständnis man mit jeder Inszenierung von Neuem nachdenken musste, um zu einer Beurteilung zu kommen? Oder ist dieses Theater, das 25 Jahre lang vom selben Intendanten nach immer denselben Prinzipien geleitet wurde, nicht doch etwas langweilig geworden? Hat es sich klammheimlich in einen öden Ort verwandelt, der dringend einmal umgekrempelt und von Grund auf neu erfunden werden müsste?
Um Himmels willen, bloß das nicht! In Zeiten, in denen Theater zunehmend dazu übergehen, sich selbst abzuschaffen, weil ihre Betreiber es spannender finden, statt literarischer Texte die banalen Befindlichkeiten von Selbstdarstellern zu inszenieren, und dazu neigen, alles, was denen gerade durch die Rübe rumpelt, für genial zu halten, sollte man froh sein, dass es hier diese kleine, nach außen unscheinbare Zuflucht gibt. Eine Zuflucht für all diejenigen, die ihr Vergnügen darin finden, einen Abend lang mit Dingen zum Nachdenken, Mitfühlen, Aufregen, Lachen oder auch Zweifeln konfrontiert zu werden. Mit Inszenierungen, in denen Charme, Poesie und Metaphysik keine Fremdwörter sind. Sie liefern das Baumaterial für Gegenwelten, die es...