Wenn man auf das Asia Culture Center in Gwangju zuläuft, sieht man erst mal – nichts. Ein Nichts hinter einem Springbrunnen und dem historischen Gebäude der früheren Provinzverwaltung. Eine Leerstelle an einem geschichtsträchtigen Ort, eine offene Frage im Coffeeshop-Wahnsinn des angrenzenden In-Viertels, in dem der Durchschnittspassant geschätzt Mitte zwanzig ist.
Hinter oder vielmehr unter dieser Leerstelle ist das eben erbaute Asia Culture Center. Das ACC in der südkoreanischen Provinzstadt Gwangju, einem mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern eher kleineren asiatischen Städtchen, liegt unter Straßenniveau auf einem großen ausgehobenen Platz. Es ist ein gigantischer Komplex der Kultur und des Erinnerns, gebaut (wie beinah überall in Asien) nach dem Motto size matters und nach amerikanischem Vorbild (Lincoln Center New York): Groß muss es sein und repräsentativ. Der Ort, an dem es steht, war der Schauplatz eines Massakers im Jahre 1980, als Regierungstruppen Hunderte von Studenten, die für Demokratisierung protestierten, ermordeten. Die heutige südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye ist die Tochter des früheren Generals und Staatschefs Park Chung-hee, der das Land diktatorisch regierte und 1979 vom Geheimdienstchef erschossen wurde.
Zwischendurch war der Demokratisierer Roh Moo-hyun an der Macht und dankte der traditionell linken Stadt Gwangju – im Glauben oder Hoffen, dass die Zukunft Kultur ist...