Es kann nicht weitergehen, also muss es weitergehen. Diese Sentenz, wie aus einem der Stücke Samuel Becketts, könnte als Leitspruch über der gegenwärtigen Situation des Theaters stehen. Wie wird die neue Spielzeit unter pandemischen Bedingungen aussehen, wie die danach? Niemand weiß es, niemand kann es wissen. Wir wissen jedoch inzwischen, nachdem sich der Nebel der ersten Feuilletondebatten gelichtet hat, dass ein Virus nicht die ganze Welt ändert oder naturwüchsig die Solidarität unter den Menschen hervorbringt. Oft hat man inzwischen gehört und gelesen, welcher Missstand durch die jetzige Krise nochmals deutlicher in Erscheinung getreten ist. Das führt die Krisenhaftigkeit des gesellschaftlichen Lebens im Kapitalismus vor Augen. Am Horizont zeichnen sich die neuen Kämpfe unserer Epoche ab – gewaltsame Besitzstandswahrung gegen die verelendeten Massen. Doch ist in all diesen Auseinandersetzungen noch nicht die Kontur eines Neuen ersichtlich, einer radikalen und universalen Idee des Sozialen. Es ist eine Situation, die nach Orientierung verlangt, wie man einst nach dem hell strahlenden Polarstern Ausschau hielt, um über die stürmischen Weltmeere zu navigieren.
Die Lage des Theaters ist deswegen so kompliziert, weil es um zweierlei zugleich geht: um die materielle Basis und den ideellen Überbau, wenn man es so ausdrücken möchte. Und beides hängt zusammen. Infolge...