Ein birnenförmig-dicker, tumber Hanswursttyrann, das ist ein Bild von Ubu. Von seinem Autor Alfred Jarry als Karikatur des Bürgers im ausgehenden 19. Jahrhundert angelegt, ästhetisch verschieden gebettet in satirische Glossen, surrealistisches Puppenspiel, Shakespeare-Parodie und programmatisch auf Schockwirkung im Rahmen eines dezidiert nichtillusionistischen Theaters gepolt, bietet sich die Ubu-Figur als ein Theaterzeichen von besonderer Geräumigkeit an. Inhaltlich verwendbar zur Denunzierung und Dekuvrierung obszöner Formen von Machtergreifung und Machtmissbrauch, gleichsam als Pars pro Toto für sämtliche Herrscher, Kriegstreiber und Verbrecher der Menschheitsgeschichte – eine Lesart, die Dimiter Gotscheff 2008 mit seinem „Ubukönig“ an der Berliner Volksbühne eindrücklich ausprobierte –, könnte man Ubu genauso gut als Verrückten zeichnen, der an Gegenentwürfen zum Bestehenden arbeitet, sich dabei jedoch überhebt und scheitert. Ein Anarchist mit fehlenden Zukunftsideen.
Christian Weise interessiert in seiner Inszenierung des „König Ubu“ am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin weder die Variante eines psychologisierenden noch die eines thesenhaften Zugriffs auf den Stoff. Sein Fatsuit-Ubu ist Held einer papierenen Comicwelt, in der alle schwarz auf weiß gemalten Pappkulissen und -requisiten nur skizzenhaften Verweischarakter haben. Als Schöpfer und Zeremonienmeister dieses lebenden Comics wirkt der im Orchestergraben installierte Musiker Falk Effenberger im Alfred-Jarry-Look. Er unterlegt die Bewegungen der Figuren mit vorproduzierten Geräuschen, illustriert Spannungsbögen und ist berechtigt,...