Look Out
„Heart of a beginner“
Die Münchner Schauspielerin Nina Steils liebt es, sich selbst zu überraschen
von Sabine Leucht
Erschienen in: Theater der Zeit: Volksbühne Neu (11/2021)
Assoziationen: Akteure Münchner Volkstheater
Nina Steils steht nicht gerne im Mittelpunkt. Schon gar nicht als Nina Steils. „Bloß nicht!“, grinst die 29-Jährige, die in ihrem ersten Engagement nach dem Schauspielstudium am Mozarteum Salzburg gehofft hatte, „erst mal schauen zu können, was die anderen machen und vielleicht mal einen Briefträger zu spielen“. Im jungen Ensemble des Münchner Volkstheaters aber muss jede*r sofort Verantwortung übernehmen. Seit 2017 hat Steils so 17 Rollen und fast ebenso viele Regiehandschriften kennengelernt und konnte doch oft im gut durchrhythmisierten Ganzen untertauchen, das überraschend viele Abende ins Zentrum stellten. Ob sie nun in der von Christina Tscharyiski inszenierten Oktoberfest-Gaudi „Am Wiesnrand“ von Stefanie Sargnagel als einer von fünf maskierten und wattierten Flöhen auf einem Riesenbierbauch herumsprang oder in Maya Arad Yasurs „Amsterdam“ (Regie: Sapir Heller) Teil eines tänzerisch-akrobatischen Vexierbildes war. Und doch funkelte stets auch die pulsierende Sensibilität heraus, die jede Steils-Figur besitzt.
Als einsamer Mensch unter lauter Horror-Figuren starb ihre Elisabeth in Christian Stückls Horváth-Abend „Glaube Liebe Hoffnung“, der sie am Ende als Zombie wiedersah. Schrill kann sie nämlich auch. Im Frida-Kahlo-Kostüm den Blur-Hit „Song 2“ zur Unkenntlichkeit zerbrüllen? „Woo-hoo“! Kein Problem! Diese gewisse Zartheit bleibt ihr selbst dann. Steilsʼ bisherige Paraderolle aber ist die stille Herta in Werner Schwabs...