Was wird mit dem Tanz? Gret Palucca stellt die Frage nicht nur einmal, sondern drei- oder viermal, und an verschiedenen Stellen des Gesprächs. Und immer, wenn sie danach fragt, klingt ihre Frage wie: „Was wird mit dem Leben?“
Die geplante Unterrichtsstunde, die sie an diesem Vormittag in ihrer Schule geben wollte, fällt aus. Ihre Haushälterin sei krank, und da könne sie nicht aus dem Haus. Auch das verabredete Gespräch möchte sie jetzt am liebsten absagen. „Ich fühl’ mich nicht gut.“ In der Nacht habe sie überhaupt nicht geschlafen. Die Nachrichten und Bilder vom Golfkrieg seien ihr nicht aus dem Kopf gegangen. „Ich bin seit diesem Krieg innerlich so unglücklich“, bemerkt sie in ihrem Haus in Dresden und fragt: „Wo führt das alles hin – der Tanz?“
Wenn man sie sehe, schrieb ein Kritiker in den zwanziger Jahren über die schon damals Legendäre, „sagt man nicht: wie herrlich ist die Palucca, sondern: wie herrlich ist das Leben“. Als ich sie jetzt auf diese Kraft anspreche, meint sie nur: „Das liegt doch wahrscheinlich im Menschen.“ Nach einer Weile fügt sie hinzu: „Das ist nicht so leicht. Man muss ja mit den ganzen Dingen fertig werden – auch mit der sogenannten Wende. Das...