„De Kapöön!“, ruft eine Dame im Publikum fasziniert aus, als sich die Musicbanda Franui auf der Drehbühne des Volkstheaters langsam nach vorn an die Rampe schiebt. Klarinetten glucksen, Geigen weinen. „Kapöön“ ist der wienerische Ausdruck für Kapelle, und die Vokabel zeigt an, dass Künstler und Publikum hier dieselbe Sprache sprechen. Schließlich geht es um die Lieder des verhinderten Wieners Georg Kreisler, der mit „Tauben vergiften im Park“ oder „Bidla Buh“ die schwarzen Seelen an der Donau tätschelte. Der anarchische Kreisler (1922–2011) blieb nach seiner Exilzeit amerikanischer Staatsbürger (weil er für die Wiedererlangung der österreichischen schändlicherweise einen Antrag hätte stellen müssen) und verhielt sich in seiner Lyrik vielleicht deshalb umso wienerischer. Den beißenden, abgründigen Humor seiner kantablen Skizzen, in denen oft der Tod als gemütlicher Protagonist lauert, hat er selbst stets mit dezidiert freundlicher Miene am Klavier quittiert.
Auch am Volkstheater ist das Totenkopfgerippe Dauergast. Bei dem Liederabend „Wien ohne Wiener“ übernehmen die Knautschgesichter des Puppenspielers Nikolaus Habjan das Mimetische. Mit ihren zuweilen herausquellenden, ungesund schief platzierten, giftig funkelnden Augäpfeln verkörpern sie – als Klappmaulpuppen geführt von den singenden Schauspielern des Hauses – die Grantler und Tachinierer, Liebesverlierer, Fremden- und Schmähführer der insgesamt 28 Stücke umfassenden Playlist. Habjan, der nach seinem...