Gespräch
Stark und zerbrechlich
Natalie Reckert im Gespräch mit Tom Mustroph
von Tom Mustroph und Natalie Reckert
Erschienen in: Arbeitsbuch 2022: Circus in flux – Zeitgenössischer Zirkus (07/2022)
Assoziationen: Akteur:innen

Natalie Reckert, Sie sind Handstandartistin. Wie sieht die Welt aus, wenn Sie sie auf den Händen statt auf den Füßen sehend betrachten, also um 180 Grad gedreht?
Ich sehe die Welt nicht kopfüber, sondern als Künstlerin. Meistens schaue ich dabei auch auf meine Hände. Handstandartistik ist für mich ein Mittel, mich künstlerisch auszudrücken, wie ein Instrument für einen Musiker. Das regelmäßige Training, das dafür nötig ist, gibt meinem Alltag auch Struktur.
Wie sind Sie aber zu diesem Instrument gelangt?
Das geschah gar nicht so bewusst. Ich habe als Kind und Jugendliche Sportakrobatik betrieben, Handstand ist ein Teil des Trainings. Und als ich damit aufgehört hatte, ließ sich das gut zu Hause weiterüben. Man braucht nicht viel Platz dafür. Als ich dann gemerkt habe, ich möchte damit etwas auf der Bühne machen, und mich bei Artistenschulen beworben habe, musste ich mir eine Disziplin aussuchen. Ich wollte ursprünglich auch etwas Neues lernen. Aber dann riet man mir, das zu vertiefen, was ich schon gut kann. Und das war vielleicht auch nicht schlecht so.
Welche Muskelpartien werden körperlich am meisten belastet, was trainieren Sie hauptsächlich?
Natürlich stehe ich auf den Armen. Ich bin mir aber nicht so sicher, dass ich bestimmte Körperteile wie...