Es war wie im richtigen (Theater-)Leben: Für Kaffeepausen oder die Angebote der „Work-Life-Oase“ (Schlafen, Sauna, Zeitverschwenden) hatte kaum jemand Zeit, das multiperspektivische und oft mehrfach parallele Jahreskonferenz-Programm der Dramaturgischen Gesellschaft entsprach in seiner herausfordernden Dichte und Vielfalt in etwa dem seit Jahren wachsenden Produktionsvolumen der Theater, die immer mehr Angebote für ein immer kleineres und in seinen Interessen heterogeneres Publikum entwickeln. Wie angesichts der nur rhetorisch vorhandenen „Freiräume“ schon zu vermuten gewesen war, lautete die wichtigste Frage dieser Tagung keineswegs, wie wieder weniger gearbeitet werden könnte. Die Überbelastung bei schrumpfenden Budgets und Honoraren sowohl der Stadttheatermitarbeiter als auch der „freien“ Theatermacher ist fraglos gegeben – man könnte das Ausbeutung nennen, bevorzugt wird meist ein augenzwinkerndes „Selbstausbeutung“. Lieber redete man (das heißt in der Regel: Mann in Leitungsposition) also davon, konzentrierter und inhaltlich fokussierter Theater machen zu wollen, denn zu riskant scheint es, sich durch Reduktion von Premieren, Projekten, Partys, Publikationen etc. quasi selbst schon abzuwickeln. Zudem ist es immer noch konsensfähig, ein Burnout völlig ironiefrei mit „für eine Sache wirklich gebrannt haben“ als heldenhaft zu verklären, wie die Arbeits- und Organisationspsychologin Erika Spieß am ersten Konferenzvormittag bewies. Mit dem Arbeitswissenschaftler Axel Haunschild, der unter anderem zum (früher) atypischen Beschäftigungssystem Theater...