„Neigschmeckt“ steht auf dem Spielzeitheft 2018/19 des Theaters Ulm. Das ist Schwäbisch und signalisiert, dass die Neuen am Haus nicht aus dem „Ländle“ kommen. Innen im Heft sieht man Fotos der unterschiedlichsten Ulmer Bürger in ihren unterschiedlichen Wohnzimmern. Und ganz unten auf dem ansonsten reinweißen Cover des Heftes sitzt ein Ulmer Spatz mit Halm im Schnabel. Ein mehr als deutliches Signal der neuen Leitung des Dreispartenhauses, die bei dessen erster Neuausrichtung nach zwölf Jahren freundlich Hallo sagen und dezente Duftmarken setzen muss. Das Thema Bürgertum und das neue Spatzenlogo sind zwei davon.
Ja, sagt Kay Metzger, das mit dem Spatzen habe nicht jedem gefallen. Man habe als „Neigschmeckte“ nicht damit gerechnet, dass es den Ulmern gar nicht so lieb sein könnte, wenn ihr traditionelles Signet plötzlich überall auftaucht. „Wir wollten eigentlich nur unterstreichen: wir und Ulm.“ Dennoch fühlten sich einige zu penetrant umarmt. Aber alles in allem, so der neue Intendant, sei dieser Sturm im Wasserglas längst verebbt. Ende Februar hat das Team um Metzger Inhalte und ästhetische Stoßrichtung seiner zweiten Spielzeit am ältesten Stadttheater Deutschlands bekanntgegeben und für die erste dabei offenbar nur Lob eingeheimst. Die Schwäbische Zeitung zitierte einen Stadtrat, der im Kulturausschuss von steigender „Suchtgefahr“ schwadronierte. Freilich...