Bericht
Rassismus zerfrisst die goldenen Städte
Postkoloniales Theater in der Stuttgarter Rampe: Julian Warners „Soldat“ und der Fall der Autostadt Stuttgart in einem
von Elisabeth Maier
Assoziationen: Theaterkritiken Afrika Baden-Württemberg Julian Warner Monika Gintersdorfer Theater Rampe
Erschienen am 21.7.2025
Das Theater um des Theaters willen gibt es nicht mehr. „Ich war mal Künstler. Damit ist jetzt Schluss“, ruft der Kulturanthropologe und Performer Julian Warner in seinem Solo „Der Soldat“. Kunst ist für ihn zur Waffe geworden. In einer Zeit, da sich Rassismus wieder mehr denn je durch Kultur und Kunst zieht, bekommt jedes Wort eine politische Bedeutung. Die Ausgrenzung beginnt für Warner, der bis vor kurzem das Brecht-Festival kuratierte, im Alltag. Das achtlos dahingesagte Wort „N***“ schneidet schwarzen Menschen ins Fleisch – damals wie heute. Denn die latente Diskriminierung ist noch lange nicht aus den Köpfen getilgt. Das gilt auch für die Bühnenpraxis. Denn in der Repräsentation schwarzer Menschen hallen alte Vorurteile wider.
Mit Warners Performance „Der Soldat“ setzt das Stuttgarter Theater „Die Rampe“ seinen Fokus auf postkoloniales Theater fort. Wie lässt sich der Kulturbetrieb ohne rassistische Strukturen denken? Mögliche Antworten auf diese Frage suchte die Konferenz „African and Afrodiasporic Theatre in The Digital Age“, die parallel zur Uraufführung von Warners Solo im Stuttgarter Theater Rampe stand. In dem klugen Solo tastet sich Warner zu dem Vordenker der Dekolonialisierung Frantz Fanon vor. Der Psychiater und Philosoph entwickelte in seinen Schriften die postkoloniale Theorie.
Sein Buch „Die Verdammten dieser Erde“,...
Erschienen am 21.7.2025
