Sie lassen uns nah an sich ran. Sie, das sind die Schauspieler des neuen Ensembles des Theaters Neumarkt in Zürich, die das kleine Haus mitten in der properen Altstadt der reichen Schweizer Metropole zum Zentrum der Vision einer „Offenen Stadt“ erklärt haben. Auf der anderen Seite ist das Publikum, das sich nach der erfolgreichen Doppelintendanz von Barbara Weber und Rafael Sanchez einem radikalen Neubeginn gegenübersieht: mit Peter Kastenmüller und Ralf Fiedler als neuem Leitungsduo, das angetreten ist mit dem Ziel, einmal mehr das Theater neu zu erfinden.
Das Publikum sitzt also nah dran am Geschehen. Das liegt zum einen natürlich am intimen Theaterraum im ehemaligen Zunfthaus. Aber auch an dessen Einrichtung. Michael Graessner hat den Theaterraum um 45 Grad im Raum gedreht und die Bühne zum Laufsteg verengt, der sich zwischen den Zuschauertribünen in die Länge zieht. So sind sie zum Anfassen nahe, die neu angekommenen Schauspielerinnen und Schauspieler, die durch die Ankunftstragödie „Rocco und seine Brüder“, durch das Gesellschaftspanoptikum „1, 2, 3 … viele!“ und durch das dramatische Sozialisierungsexperiment „Hundeherz“ führen.
Man kann also quasi den Schweiß riechen, wenn Rocco (Maximilian Kraus) und seine Brüder (Emre Aksizoglu, Martin Butzke, Jan Viethen und Francesco Lupo Sturani) sich in der Dramatisierung...