Bürgerbühne, ein großes Wort. In Mannheim, wo bereits 1839 Kurfürst Carl Theodors 1779 gegründete „stehende Bühne“ in städtische und somit bürgerliche Verantwortung übergeben wurde, so dass der Musentempel als eines der ältesten Kommunaltheater der Welt gilt, steht – also im traditionellsten Sinne – eine solche Bürgerbühne. Zeiten ändern sich, heute ist mit der Bürgerbühne professionelles Theater mit Laien gemeint.
Dass partizipative Angebote an Theatern eine kulturpolitische Konsequenz zur Reform der darstellenden Künste sind, darüber war man sich im November 2014 beim Bürgerbühnen-Fachkongress unter Spezialisten am Nationaltheater Mannheim (NTM) einig. Nur konsequent ist es also, dass Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski im Verbund mit dem Staatsschauspiel Dresden, wo 2014 das erste Bürgerbühnenfestival stattfand (TdZ 9/2014), das Rad nun weiterdrehte und an seinem Haus die zweite Auflage ausrichtete. Statt Spezialisten kamen nun Darsteller: Über 300 spielende, singende, tanzende Bürger aus Stuttgart, Köln, Dortmund, Mannheim, Karlsruhe, Basel, Hildesheim, Berlin, ja sogar aus Holland, Belgien und Dänemark zeigten im März ihr Können. Sie sind jung, alt, dick, dünn, beeinträchtigt oder auch nicht, sie machen Geräusche, spielen Fußball oder zeigen ihre Arbeitswelt.
Als „repräsentative Leistungsschau des professionellen partizipativen Theaters“ wollte Kosminski das Bürgerfest verstehen und „eine Debatte über dessen künstlerische Qualität anregen“. So großartig wie konsequent...