Die Corona-Pandemie – kein Sprungbrett in eine Postwachstumsgesellschaft
von Klaus Dörre
Erschienen in: Recherchen 159: Inne halten: Chronik einer Krise – Jenaer Corona-Gespräche (11/2020)
Assoziationen: Debatte Dossier: Corona
Die Corona-Pandemie
Kein Sprungbrett in eine Postwachstumsgesellschaft1
Die Welt bewegt sich im Ausnahmezustand. Ursache ist Covid-19 – eine Krankheit, für die es noch keine Therapie gibt. Das Virus Sars-CoV-2 kann töten. Über seine Entstehung, Verbreitung und Wirkung ist noch immer zu wenig bekannt. Deshalb erfolgen medizinisch-hygienische, gesellschaftliche und politische Abwehrmaßnahmen nach der Methode von Versuch und Irrtum. Deutschland und Teile Europas haben den Höhepunkt der Seuche wohl – vorerst – überschritten. Die Abstandsregeln werden gelockert. Schon keimt die Hoffnung auf, wichtige gesellschaftliche Sektoren könnten zu Vor-Corona-Zuständen zurückkehren. Doch der Schein trügt. Weder ist das Virus besiegt, noch lässt sich mit Bestimmtheit sagen, welche Ausmaße die weltweite Rezession annehmen wird, die der Hygiene-Politik folgt.
Trotz des großen Nichtwissens um die Krankheit und ihre Folgen, wage ich eine These: Die Pandemie und die politisch herbeigeführte globale Wirtschaftskrise wirken spontan keineswegs als Sprungbrett, das uns in eine bessere, eine demokratische Postwachstumsgesellschaft hineinkatapultiert. Je länger die Verwerfungen andauern, desto eher wird es für die verwundbarsten Teile der Weltbevölkerung um das nackte Überleben gehen. Massive Entsolidarisierungen könnten die Folge sein. Käme es dazu, würde zusätzlich behindert, was längst überfällig ist – eine Nachhaltigkeitsrevolution sowohl in der ökologischen als auch in der sozialen...