Glück, Glück, Glück, Glück, Glück. Man kann sich gar nicht retten davor, wenn Hotels „El Dorado“ heißen und selbst ein schäbiges Chinarestaurant als „Lucky Happiness Golden Express“ das Megasuperglück verheißt. „Life can be so sweet“, haben Louis Armstrong und Frank Sinatra gesungen, „on the sunny side of the street.“ Das klingt froh und ist doch eher die Anleitung zum Unglücklichsein: Die Sonnenseite, das ist immer die andere. Wo man nicht ist, aber unbedingt hinwill. Andrew hat den Songklassiker zur Hymne seiner Familie gemacht; er hat ihn seiner Frau in der Hochzeitsnacht vorgesungen und sie später den beiden Töchtern. Mit Erfolg, muss man sagen: Seine Frau Vivian hat ihn vor langen Jahren verlassen, weil sie meinte, nicht genug lieben zu können. Die Töchter sind neurotisch. Und er selbst jagt noch im Sterbebett dem verlorenen Glück hinterher.
Mit „Lucky Happiness Golden Express“, das, inszeniert von Intendant Thomas Bockelmann, jetzt zum Spielzeitauftakt am Kasseler Staatstheater uraufgeführt wurde, hat der junge US-amerikanische Dramatiker Noah Haidle ein klug komponiertes Stück über Glück und Unglück vorgelegt – und über die Macht, die eine verklärte Vergangenheit über das Leben gewinnen kann. Haidle, geboren 1978, stammt aus Michigan, wo die siechende Autoindustrie Stadt um Stadt sterben lässt, wo...