Timofej Kuljabin, in diesem Sommer war Russland Gastgeber der Fußball-WM der Männer. Die russische Selbstinszenierung hat ein kurzes Störmoment erfahren, als vier Mitglieder der Performancegruppe Pussy Riot, als Polizisten verkleidet, während des Endspiels auf das Spielfeld gelaufen sind. Nun erwarten sie nicht unerhebliche strafrechtliche Konsequenzen. Wie frei und unbefangen lässt es sich in Russland heute als Künstler arbeiten?
Das ist ein gutes Thema, aber vielleicht kein gutes Beispiel. Denn in diesem Fall hätten die Sicherheitskräfte eingegriffen, auch wenn es ein Betrunkener gewesen wäre. Ob bei einem Betrunkenen letzten Endes die Strafe die gleiche gewesen wäre – meines Wissens ein 15-tägiger Arrest und das Verbot, in den nächsten drei Jahren öffentliche Sportveranstaltungen zu besuchen –, darüber kann man nur spekulieren.
Auf die eigentliche Frage gibt es keine allgemeine Antwort. Man hat in den letzten Jahren den Eindruck, dass es in Sachen Kunst und Kultur keine stringente Politik – oder wenigstens allgemeine Richtlinien – gibt. Es gibt eine Menge Einzelfälle. Alles hängt von einzelnen Umständen, Interessen und Zufällen ab. Wir wissen, dass zahlreiche Behörden bei einzelnen Theatern oder Künstlern besonders scharf zusehen, wie zum Beispiel beim Moskauer Teatr.doc. Es gibt aber genauso Theater und Regisseure, die sich mit aktuellen, brisanten Themen beschäftigen...