Deutsches Theater im Londoner Exil
von Erich Freund
Erschienen in: Theater der Zeit: Menschliche und künstlerische Persönlichkeit (10/1946)
Kurz vor Kriegsausbruch, im Juli 1939, trat in Landon der einige Monate früher gegründete „Freie Deutsche Kulturbund in Groß-Britannien“ zum erstenmal mit einer großen Theateraufführung an die Öffentlichkeit. Ein Versuch war vorangegangen. „Der Spitzel“ von Bertolt Brecht war in einer geglückten Inszenierung von Berthold Viertel und Heinrich Fischer in einem Saal des Londoner West End herausgebracht worden. Ermutigt durch den Erfolg dieser Aufführung ging die Schauspieler-Sektion des Freien Deutschen Kulturbundes ohne wirkliche Kenntnis der Londoner Theaterverhältnisse mit Initiative an eine große Theateraufführung. An Schauspielern herrschte kein Mangel: zahlreiche antifaschistische deutsche Schauspieler waren nach der Besetzung der Tschechoslowakei - ihres ersten Exils - nach England geflüchtet. Nach wochenlangen, sehr schwierigen Vorbereitungen und Proben schufen Schauspieler, Schriftsteller, Musiker und Maler in gemeinsamer Arbeit eine politisch-satirische Revue „Going, Going – Gong!“, die Mitte Juli 1939 im Arts Theatre im Londoner West End ihre Premiere hatte. Der bekannte englische Journalist Hannen Swaffer schrieb im „Daily Herald“ unter der Überschrift „Keep Culture Alive“ in einer Vorbesprechung der Truppe, die sich ,,24 schwarze Schafe“ oder mit ihrem englischen Namen ,,4 + 20 Black Sheep“ nannte: „Ich bitte meine Leser, durch ihren Besuch die Vertriebenen zu ermutigen, die gezeigt haben, dass selbst im Unglück ihr Geist und...