Die Frontlinie war klar. Aber der Feind, nun ja, wurde zwar nicht endgültig in die Flucht geschlagen, hat aber eine empfindliche Niederlage erlitten. Gut zwei Wochen nach den ersten Premieren am Burgtheater Wien unter der Intendanz von Martin Kušej stand in Österreich die Nationalratswahl an. Eine abermalige Regierungsbeteiligung der FPÖ schien nicht ausgeschlossen – trotz der Ibiza-Affäre um (den inzwischen ehemaligen) Parteiobmann Heinz-Christian Strache, die die Koalition der Rechtspopulisten mit der ÖVP zu Fall gebracht hatte. Es kam dann doch anders. Die Wähler straften die FPÖ an der Urne ab. ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz regiert nun mit den Grünen. Für Kušej bedeutete das erst mal Entwarnung. Im Interview zum Amtsantritt (siehe TdZ 09/2019) hatte er sich vorsorglich schon mal auf einen „steifen Wind“ nach der Wahl gefasst gemacht. Und wirklich, es wäre spannend gewesen zu beobachten, wie lange die FPÖ als Regierungspartei dem Treiben unter Kušej im österreichischen Nationalheiligtum Burgtheater tatenlos zugesehen hätte. Aus der Opposition heraus sind die Blauen hingegen bisher nicht mit Protestnoten vorstellig geworden. Die Partei scheint vorerst mit sich selbst beschäftigt.
Dabei unternahm das Burgtheater unter Kušej so einiges, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – zuletzt mit der Uraufführung von Elfriede Jelineks jüngstem Textflächendrama „Schwarzwasser“....