Gespräch
„Die Choreografie des Texts“
Zur Online-Produktion „Lob des Vergessens, Teil 2“. Fragen an Oliver Zahn
von Oliver Zahn und Anke Meyer
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)

Bei der Online-Ausgabe des figuren.theater.festivals 2021 wurde Oliver Zahns Produktion „Lob des Vergessens, Teil 2“ gezeigt – eine fast puristisch wirkende, komplett ins Digitale verlegte szenische Forschung (Dramaturgie Felizitas Stilleke). Im Mittelpunkt dieser durch live geschriebene, gelöschte, kopierte, korrigierte Texte in kleinen Edit-Fenstern, durch Sound und eingespielte Archivvideos sich manifestierenden Recherche steht ein Lied. Dessen Melodie ist ursprünglich die eines russischen Volkslieds, nach Ende des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus von deutschen Geflüchteten und Vertriebenen überschrieben. Aus diesen Überschreibungen und seinen Fragen daran sowie an seine eigenen biografischen Leerstellen entwickelt Zahn seine Thesen von kollektiven Techniken des „Vergessens“ und berührt in der Realisierung als Online-Inszenierung zugleich die Problematik des Vergessens im digitalen Raum.
Oliver Zahn ist Regisseur (Absolvent der Bayerischen Theaterakademie), Autor und Performer. Seine choreografisch-diskursiven Essay-Performances sind oft im Spannungsfeld von Geschichte – Nationalismus – Körper – Erinnerung angesiedelt und entstehen auf Basis ausführlicher Recherchen. Zahns Arbeiten wurden auf diversen Festivals im deutschsprachigen Raum sowie an Häusern wie z. B. PACT, Hellerau, Kaserne Basel oder Münchner Kammerspiele präsentiert und touren weltweit.
Per E-Mail hat Oliver Zahn drei Fragen beantwortet:
War die Konzeption des zweiten Teils von „Lob des Vergessens“ als Online-Performance hauptsächlich dem Umgang mit der Coronakrise geschuldet oder...