Hybridgemeinschaften?
Fünf Thesen zum digitalen Theater
von Nina Tecklenburg
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)
Assoziationen: Dossier: Digitales Theater

Die Ausgabe des internationalen figuren.theater.festivals 2021 fiel auf das Ende des zweiten Lockdowns, also mitten in einen Krisenzustand, in dem das Theater nicht mehr das sein durfte, für was es bis dato gehalten wurde: eine Live-Veranstaltung mit physisch anwesenden Menschen. Das Theater war gewissermaßen gestorben und damit auch der Großteil von Theaterfestivals, die den zwangsverordneten Wechsel der Theaterpraxis in einen digitalen Raum nicht mitgehen wollten. Anders das figuren.theater.festival, das in einer digitalen Sonderausgabe gezielt Stücke einlud, die Theater für den virtuellen Raum entwickelt hatten.
Dass man sich ausgerechnet im Kontext eines Figurentheaterfestivals weniger unbefangen mit digitalem Theater auseinandersetzen konnte, ist bezeichnend: Die lockdownbedingte Wende ins Digitale bewirkte einen Bruch mit einem vorherrschenden Theaterparadigma, den das Figuren- und Objekttheater bereits lange vor der Pandemie vollzogen hatte – ein Bruch nämlich mit der Annahme, dass Theater stets in und durch zeitgleich körperlich anwesende Darsteller*innen und Zuschauer*innen stattfinden müsse und dass Theater sich als „unmittelbares Erlebnis“ von einem technisch vermittelten, „mediatisierten Ereignis“ unterscheide. Das Figurentheater entzieht sich diesem Paradigma durch die Verwendung „medialisierter Körper“1 und erweist sich damit als prädestiniertes Spielfeld für digitale Theaterformen.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete der Erlanger Theaterwissenschaftler Clemens Risi im Rahmen des 2021er-Festivals eine Diskussionsrunde zu der provokativen...