Mazlum Nergiz: Maxi, du hast 2014 gemeinsam mit Sasha Marianna Salzmann das Neue Institut für Dramatisches Schreiben (NIDS) gegründet. Was war der Anlass, ein Institut für Dramatisches Schreiben zu gründen?
Maxi Obexer: Was mir als Theaterautorin gefehlt hat, war die Auseinandersetzung mit Theatertexten auch mit Blick auf ihre Sprachkunst und ihr eigenständiges sprachkritisches Potenzial. Es ging uns also darum, für Theaterautorinnen und -autoren wieder einen innovativen Ort für diese auch literarische Kunst zu schaffen. Zeitgenössische Dramatik ist eine Kunstform, die ja alle Sprachgattungen umfasst, vom Szenischen, Dialogischen, Chorischen, Dokumentarischen, Lyrischen bis zum Performativen. Und weil es uns immer um politische Themen ging und geht, wollten wir die Suche nach neuen Formen unterstützen. Denn gerade politische Stoffe erfordern zuallererst eine Befragung der Form. Das NIDS ist also ein Ort für die Entwicklung von innovativen Theaterformen – die ins Theater gehören, aber auch in die literarischen Institutionen. Stark machen wollen wir diese Auseinandersetzung auch wieder für die Theater- und die Literaturwissenschaft, wo die dramatische Kunst sehr lange marginalisiert war.
Wichtig war uns auch, Zugänge für Autorinnen und Autoren zu schaffen, die ganz unterschiedliche, nicht lineare Lebensläufe vorweisen und damit von klassischen universitären Ausbildungsprogrammen ausgeschlossen sind. Neben den wenigen Ausbildungsorten und den Theatern...