„Ich will nicht gerettet werden, okay?“, stellt Peer unmissverständlich klar. Und Ingo ist fassungslos. Kurz zuvor hat Peer ihn vom Traualtaltar weggezerrt und seine Ehe zerstört, noch bevor sie geschlossen wurde. Für Ingo scheint das aber das geringere Problem. Ihn verstört etwas anderes: Er hat ein Angebot gemacht, von dem er glaubt, Peer könne es unmöglich ablehnen; hat Haus, Hof und Herz geboten. Aber Peer weist ihn brüsk zurück, vollkommen desinteressiert an einem Leben in kleinbürgerlicher Sicherheit.
Ingo hieß bei Henrik Ibsen Ingrid, war also eine Frau, und ist in Maria Milisavljevićs Klassiker-Bearbeitung nun zu einem Mann geworden. Peer hat zwar seinen Namen behalten, aber ebenfalls das Geschlecht gewechselt, so, wie es der Titel ankündigt: „Peer Gynt (she/her)“.
Es ist nicht schön, wie Ibsens Original-Peer Ingrid erst verführt und dann sitzen lässt. Und die spannende Frage ist nun natürlich, ob Milisavljevićs weiblicher Peer in derselben Situation, wenn schon nicht in der Sache anders, so doch im Ton irgendwie einfühlsamer und weniger rücksichtslos auftritt. Die Antwort lautet: nicht wirklich. Klug so, vermeidet es Milisavljević doch dadurch, stereotype Geschlechterbilder zu reproduzieren. Weitaus interessanter ist ohnehin, wie wir Zuschauerinnen und Zuschauer mit solchen Klischees in unseren Köpfen auf die Vorgänge blicken.
Ibsens narzisstischer...