Das Objekt der Geschichte
Erschienen in: Puppe50 – Fünf Jahrzehnte Puppenspielkunst an der HfS Ernst Busch Berlin (12/2023)
Assoziationen: Theatergeschichte Tom Kühnel
Mit einem Mal starrten mich aus der Dunkelheit riesige Augen an. Die Käthe-Kruse-Puppe und das Geräusch der Mäuse, die unter dem Fußboden knabberten, bewohnten die schlaflosen Nächte meiner Kindheit. Vielleicht war eine Maus über den Schenkel der alten Puppe gehuscht und hatte ihr die verklebten Lider gelöst. Sie war so gebaut, dass sie die Augen immer aufschlug, wenn man sie aufrichtete. Aber die Puppe, die von meiner Mutter als Kind durch die Bombenangriffe getragen worden war, hatte dies offenbar nicht getan, als jemand sie in die Ecke meines Zimmers gesetzt hatte. Jetzt aber hatte das Weiß ihrer Augen meine Angst in der Dunkelheit des Zimmers erkannt. Niemand war da, der sie wegdrehte. Erst als ich selbst den Mut hatte, aufzustehen und etwas über sie zu legen, fand ich in meinem Bett wieder die Kraft, mich umzudrehen und meine Augen zu schließen. Tagsüber spielte auch ich mit Handpuppen, baute aus einem Eishockeyspiel ein Puppentheater. Meine nächtliche Angst brachte ich damit nicht in Verbindung. Tagsüber hatten diese Spiele noch die Selbstverständlichkeit kindlichen Tuns. Ich hatte noch nicht entdeckt, dass die Puppe ihrerseits ein Medium zwischen den Welten sein konnte. Noch nutzte ich die Handpuppen, mit denen ich spielte, um im Kreis der...