Gespräch
Was macht das Theater, Sonja Laaser?
von Sascha Westphal und Sonja Laaser
Erschienen in: Theater der Zeit: Umkämpfte Vielfalt – Das Theater und die AfD (04/2019)
Assoziationen: Dossier: Was macht das Theater...?
Frau Laaser, sind angesichts der Kolonialgeschichte alle weißen Europäerinnen und Europäer Rassisten?
Nein. Ich sage nicht, dass wir Rassisten sind, sondern frage, ob unsere Gesellschaft ein strukturelles rassistisches Thema hat. Man muss unterscheiden: Ist eine Aussage rassistisch oder ist der, der sie macht, rassistisch? Nicht jeder, der sich einmal rassistisch äußert, ist auch ein Rassist. Aber die Aussage ist gegebenenfalls ein Ausdruck dieser rassistischen Strukturen.
Inwieweit kann man diesem strukturellen Rassismus mit einer Vertragsklausel begegnen?
Dass man das kann, ist auf jeden Fall Julia Wisserts und meine Überzeugung bei der Klausel. Aufklärung hilft! Mir haben Workshops, Bücher etc. geholfen, einen anderen Blick auf die eigenen Denkmuster zu bekommen. Wenn ich aus einer Gesellschaft komme, in der strukturell rassistische Denkmuster existieren, muss ich erst einmal eine Außenperspektive einnehmen, um das zu erkennen. In dieser Hinsicht funktionieren Workshops sehr gut.
Die Klausel setzt zwar an einem anderen Punkt an. Aber kann sie auch etwas an der Situation ändern, dass Hauptrollen auf deutschsprachigen Bühnen meist von weißen Schauspielerinnen und Schauspielern verkörpert werden?
Die Art und Weise, in der Rollen besetzt werden, hat auf jeden Fall eine starke Außenwirkung. Die Klausel dockt natürlich erst einmal an einen Bereich an, der eher betriebsintern ist. Aber...