Als die Berlusconi-Regierung im Juni 2011 überraschend den italienischen Theaterverband ETI abschaffte, sollte das ungeahnte Folgen haben, die bis heute andauern. Zwar weinte dem ETI niemand eine Träne nach, doch stand bis dato eines der schönsten Theater Italiens unter der Leitung des Verbandes: das Teatro Valle im Zentrum Roms. Ein Juwel aus dem 18. Jahrhundert mit großer Tradition; 1921 wurde hier Pirandellos „Sechs Personen suchen einen Autor“ uraufgeführt. Nachdem der ETI, der in diesem Haus mehr schlecht als recht einen regulären Spielbetrieb eingerichtet hatte und Workshops abhielt, aufgelöst worden war, stand das Theater vor einem ungewissen Schicksal. Niemandem war klar, was man mit dem Gebäude anstellen sollte. Der damalige Bürgermeister von Rom, Gianni Alemanno, liebäugelte sogar mit der Idee, dort ein Restaurant zu eröffnen. Doch dann besann man sich eines Besseren: In einer aufsehenerregenden Aktion wurde das Teatro Valle von Schauspielerinnen und Schauspielern, Technikern, Autoren und Kulturschaffenden besetzt.
Die provokative Geste riss die eingeschlafene Welt des italienischen Theaters mit einem Schlag aus seiner schon lange Jahre andauernden Benommenheit und verstörte das bis dahin an Kontroversen arme italienische und römische Kulturleben nachhaltig. Ungläubig fragte sich die ansonsten paralysierte kulturelle Öffentlichkeit: Wer sind denn die? Was erlauben die sich? Fragen, die noch...