Manos Tsangaris, Daniel Ott, der Münchener Biennale wurde oft vorgeworfen, weltfremd zu sein, sich nur für innermusikalische Vorgänge zu interessieren. Was halten Sie mit Ihrer Neuversion der Biennale dagegen?
Daniel Ott: Das eine tun, das andere nicht lassen. Wir kommen aus der Tradition des neuen Musiktheaters, die ich nicht missen möchte. Gleichzeitig habe ich einen großen Wunsch nach Welthaltigkeit. Jedoch ist nicht das, was nach Welthaltigkeit aussieht, automatisch welthaltig und umgekehrt. Es kommt auf ein dialektisches Verhältnis an, das entsteht, wenn etwa in einer strengen Form Abgründe auftauchen oder in der Soap-Opera eine formale Strenge wie beim Sprechtheater des Nature Theatre of Oklahoma.
Manos Tsangaris: Gerade heutzutage, wo uns die Medienrealität überschüttet mit Kompositionen, wo jeder Clip, jede Kleinigkeit, die uns als Information verkauft wird, schon so fein abgeschmeckt ist, finde ich es gut, wenn es direkte Verweise zu dem gibt, was wir als Welt annehmen. Dabei ist es aber genauso wichtig, gerade als Musiker, zu versuchen, die formalen Verschlüsselungen und die Nervenzentren der Grammatik unserer öffentlichen Kommunikation aufzusuchen. Das halte ich sogar für bitter notwendig.
Das ist ein sehr weit gefasster Begriff von Komposition.
Ott: Ja, für einen Komponisten ist alles Komposition. So wie Beuys sagte, alles ist Plastik....