Fernsehtheater
Ergebnis eines Interviews mit Denis Johnston
von Ossia Trilling
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachwuchssorgen (02/1947)
Assoziationen: Dossier: Bühne & Film
Denis Johnston, Autor von ,The moon in the yellow river' und Direktor des BBC-Fernsehprogramms, empfing mich in seinem Büro im Alexandra-Palace, um über Probleme, Erfordernisse und Möglichkeiten des Fernsehprogramms mit mir zu sprechen.
Zunächst muß man sich klarmachen, daß ein Fernsehdrama weder photographiertes Bühnenstück noch Tonfilm ist, sondern Sehfunk. Die Technik, von der es Gebrauch macht, ist vor allem die des Tons, und deshalb sind die günstigsten Stücke aus Hörspielmanuskripten entstanden, die zunächst lediglich für das Ohr gedacht waren, wie z. B. Louis McNeices ,Dark Tower', wobei dem Hörer, der sich vielleicht sagte: ,Wie schade, daß ich die Personen nicht sehen kann!', Möglichkeit geboten wird, seinen Wunsch zu erfüllen. Fernsehen ist aber kein reines Hörprogramm mit zusätzlichem Schauen; es hat sich zu einer ganz neuen Form der Darbietung mit eigenem Charakter entwickelt.
Fernsehen hat viele Vorzüge und einige Nachteile von Bühne und Film. Der Regisseur kann mit seiner Kamera einen begrenzten visuellen Ausschnitt herausholen und das Augenmerk des Zuschauers auf bestimmte Details oder wichtige Teile der Handlung lenken, die auf der Bühne leicht unbeachtet vorübergehen. Die Möglichkeit, den Schauspieler in Großaufnahme zu sehen, ist ein besonders wichtiger dramatischer Effekt und ein sehr häufig angewandter Kunstgriff, der nur dem Fernsehen zur...