Kulturpolitik im Spannungsfeld: Das „Harare International Festival of the Arts“ in Zimbabwe (HIFA)
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Das „Harare International Festival of the Arts“ in Zimbabwe, das in seiner Hochphase zwischen 2008 und 2015 zu den größten Kunstfestivals des afrikanischen Kontinents zählte, mag als Beispiel par excellence gelten, in welchem die vielseitigen, konträr diskutierten Aspekte der Kulturpolitik wirkungsmächtig werden.336 Das Festival wurde 1999 von Manuel Bagorro ins Leben gerufen und wuchs parallel zu Mugabes zunehmend despotischer werdenden Regierungsstil. Es avancierte im Verlauf des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts zu einer der letzten öffentlichen Sphären, in welcher in Zimbabwe internationaler Austausch möglich schien. Theater und Spoken-Word-Performances nahmen verstärkt eine politische Rolle ein, sodass das Festival vermehrt vom Regime kontrolliert und einzelne Stücke zensiert wurden.
Dies wiederum führte dazu, dass die Opposition, aber auch die internationale Geberschaft und Teile der Wirtschaft das Festival als Ort der Gegenöffentlichkeit zum Mugabe-Regime förderten. Künstlerinnen und Künstler übten in ihren Arbeiten politische Kritik und entwickelten in ihrem Schaffen neue künstlerische Taktiken, die Zensur zu umschiffen. In den Jahren 2009 bis 2013, während der Zeit des Government of National Unity, in welcher Mugabes ZANU-PF und die Oppositionspartei MDC gemeinsam regierten,337 spiegelte das Festival die absurde Situation des Landes wie keine andere Veranstaltung wider: Einerseits gab sich Zimbabwe weltoffen und international, andererseits wurde...