In seinem in den 1960er Jahren in der Sowjetunion gedrehten Film „Andrej Rubljow“, aus Zensurgründen in zwei unterschiedlich langen Fassungen erstellt, erzählt Andrej Tarkowski eine gewaltige Geschichte. Die Geschichte eines um 1400 lebenden Malers und Mönchs, der in eine tiefe Glaubens- und Schaffenskrise stürzt, das Malen – und auch das Sprechen – aufgibt, schließlich aber, veranlasst durch das überwältigende Erlebnis des Gießens einer Glocke, zum Glauben zurückfindet. Der russische Regisseur (1932 – 1986) hatte einen großartigen Film geschaffen, eine „Ikone“ in Schwarz-Weiß, aufgeladen mit einem Pathos, das man heute allenfalls noch bei Lars von Trier findet (dort allerdings in einer radikal profanisierten Spielart). Das Eingreifen der Zensur zeigt, dass der Film in der UdSSR völlig zutreffend auch als Parabel auf die Aporien des Künstlers in der Gegenwart verstanden wurde.
Robert Borgmanns Kölner Adaption des Tarkowski-Films dauert länger als der Film, geschlagene vier Stunden. Leider nicht deswegen, weil Borgmann mehr zu erzählen hätte als der Filmemacher. Der Grund für die Weitschweifigkeit des Theaterabends liegt eher darin, dass der Regisseur sich weitgehend auf Arabesken und auf schwer entschlüsselbare Chiffren kapriziert, statt den Kern der Fabel zu erforschen und deren mögliche (oder unmögliche) Aktualität zu belichten. Die Fassung von Anja Nioduschewski ist hier...