Am Beginn der Frankfurter Intendanz von Oliver Reese vor sieben Jahren stand ein wuchtiger Antiken-Doppelschlag: „Ödipus/ Antigone“, inszeniert von Regisseur Michael Thalheimer. Zum nahenden Abschied von Reese im kommenden Sommer wird es wiederum Thalheimer sein, der mit „Ödipus vor der Stadt“ als Open-Air-Aufführung den Schlusspunkt setzt, bevor er dann mit Oliver Reese ans Berliner Ensemble wechselt. Dem Publikum haben beide in den vergangenen Jahren manch einen großen Abend beschert: „Maria Stuart“, „Medea“, „Penthesilea“. Jetzt hat Thalheimer am Schauspiel Frankfurt Heinrich von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ merkwürdig hölzern abgewickelt. Das passt insofern gar nicht schlecht, als dieser Prinz Friedrich Arthur von Homburg im Laufe des Abends zur holzköpfigen Marionette mutiert.
Der Schauspieler Felix Rech, der zuletzt an selber Stelle als Achilles neben der Penthesilea von Constanze Becker klein aufspielte, verkörpert ihn im vorerst blütenweißen Nachthemd, grauen Wollsocken und Siegesgewissheit im stechenden Blick als hageren Mann, der nicht von dieser Welt scheint. Wie neben sich steht er an der Bühnenrampe und streckt zuweilen ein Bein nach hinten oder zur Seite aus, als ordne sich sein schlanker Körper nicht steuerbaren Impulsen unter, wie beim Tourette-Syndrom. So einem wie ihm traut man ohne Weiteres zu, dass er den Befehl des Kurfürsten von Brandenburg,...