Am Anfang stand ein Gespräch mit einem inzwischen sehr erfolgreichen und mit vielen Preisen dotierten Autor. Ich traf ihn 2009 im Foyer des Schauspielhauses Zürich und diskutierte sein neues Stück mit ihm. „Uns Autoren fehlen mehr Möglichkeiten, an Theatern praktische Erfahrungen zu sammeln“, reflektierte er. „Es gibt so viele Wettbewerbe und Stückaufträge, aber vergleichsweise zu wenige Förderprojekte, die Autorinnen und Autoren an Theater anbinden“, so sein Resümee.
Zu dem Zeitpunkt waren der St.Galler Schauspieldirektor Tim Kramer, der Konstanzer Intendant Christoph Nix, die St.Galler Dramaturgin Karoline Exner und ich bereits in Gesprächen zu einer Neukonzeption der St.Galler Autorentage. Diese waren im Jahr 2005 von dem damaligen Schauspieldirektor Josef Köpplinger gegründet worden und wurden durch das Engagement der St.Galler Ortsbürgergemeinde finanziell unterstützt. Es war ein Literaturwettbewerb, der alle zwei Jahre stattfand und auf der Idee des klassischen Stückemarkt-Modells – wie beispielsweise die Berliner Festspiele (seit 1978) oder das Heidelberger Theater (seit 1984) – basierte. Gesucht wurden dramatische Texte, die durch eine Jury begutachtet werden sollten und aus denen diese Stücke auswählte, die dann in szenischen Lesungen präsentiert wurden. Das mit dem Förderpreis dotierte Stück wurde in der darauffolgenden Spielzeit am Theater St.Gallen uraufgeführt. Zur qualitativen Selektion durften Autorinnen und Autoren nur Stücke...