Bericht
Dreisprachiger Austausch
Schweizer Figurentheaterszene lanciert nationale Website
Nach dem Ende des Berufsverbands Unima Suisse will sich die Schweizer Figurentheaterszene wieder mehr vernetzen. Den Anfang machen soll die dreisprachige Website www.figurentheaterszene.ch
von Franziska Burger
Erschienen in: double 43: Barrieren | frei – Zugänge zum Figurentheater (04/2021)
Assoziationen: Puppen-, Figuren- & Objekttheater Schweiz
Wie schafft man es, Figurentheater sichtbarer machen? Wer vermittelt die Anliegen der Figurenspieler*innen nach aussen? Womit fördert man den Austausch innerhalb der Szene? Solche Fragen beschäftigen die Schweizer Figurentheaterszene schon lange. Seit dem Ende des Berufsverbands Unima Suisse sind sie nun aber wieder dringlicher geworden. Die Vereinigung wurde im Juni 2019 aufgelöst, nachdem es nicht gelungen war, einen neuen Vorstand zu formieren. Das unaufhaltbare Ende der Unima Suisse begann 2017, als das Bundesamt für Kultur die jährlichen Beiträge an den Verband aus Spargründen einstellte. Mit dem Aus der Vereinigung war auch das Schicksal der Schweizer Figurentheaterzeitschrift „figura“ besiegelt. Diese erschien zweimal jährlich und war 1959 gegründet worden.
Wie weiter mit der Schweizer Szene?
Dass die Figurentheaterszene ihren Zusammenhalt nicht komplett aufgeben wollte, war insbesondere unter den jüngeren Mitgliedern schnell klar. Komplizierter war die Frage nach dem „Wie“. Eine Herausforderung der Schweizer Szene war schon immer ihre Heterogenität: Neben Profis und Laien waren in der Unima Suisse auch Figuenspieltherapeut*innen vertreten. Dazu kamen sprachliche Hürden, da die Mitglieder aus allen Landesteilen – der deutschen, französischen und italienisch sprechenden Schweiz – stammten.
Den Anstoss für einen Neuanfang gaben schliesslich die Figurenspielerinnen Kathrin Leuenberger, Doris Weiller und Kathrin Irion. Sie gründeten einen Verein mit dem Ziel, eine Website für die Schweizer Figurentheaterszene aufzubauen. Um die Lancierung zu finanzieren, erhielten sie einen Teil des Vermögens, das nach der Auflösung der Unima Suisse übrig geblieben war.
Mehr als eine reine Informationsplattform
Vor einigen Monaten wurde die dreisprachige Website „figurentheaterszene.ch“ aufgeschaltet. Neben Porträts von Künstler*innen, gibt es auf der Seite einen nationalen Figurentheater-Spielplan, Einträge zu Themen wie „Ausbildung“, „Museen“ und „Figurenspieltherapie“, sowie ein „Schwarzes Brett“ für Anliegen aller Art.
Die Website soll aber nicht nur als reine Informationsplattform dienen. „Wir hoffen, dass die Szene sich über diese Seite wieder stärker untereinander austauscht“, sagt Doris Weiller. So wären unter anderem regelmässige Treffen mit den Vereinsmitgliedern geplant gewesen, sowie Workshops in Kooperation mit festen Figurentheater-Häusern. Diesen Vorhaben hat die Corona-Pandemie ein vorläufiges Ende gesetzt. Das vorerst wichtigste Ziel der Initiantinnen ist nun aber ohnehin, die Website bekannter zu machen und die Mitglieder zur Mitarbeit zu bewegen. Dabei helfen soll ein regelmässiger Newsletter mit Informationen aus der Szene. Ganz einfach wird das Unterfangen möglicherweise nicht werden. Viele Figurenspieler*innen sind in der Schweiz als Einzelgänger*innen unterwegs und haben kaum Zeit, sich um mehr als ihre eigene Arbeit zu kümmern. Doris Weiller will trotzdem dranbleiben: „Gemeinsam könnten wir für das Schweizer Figurentheater viel mehr erreichen.“ – www.figurentheaterszene.ch