Magazin
Der Preis der Freiheit
Édouard Louis’ zweites Buch über die Emanzipation seiner Mutter
von Lara Wenzel
Erschienen in: Theater der Zeit: Florentina Holzinger – Performing Power (04/2025)
Assoziationen: Kritiken

Mit 500 Pfund im Jahr und einem Zimmer für sich allein bezifferte Virginia Woolf die Bedingungen, um als Autorin große Literatur zu produzieren. Die Freiheit zu schreiben war für sie an eine Zahl geknüpft, die es ihr erlaubte, sich von den Erwartungen und Pflichten an eine Frau zu lösen. Doch woher kommt das Geld, wenn man nicht bereits dem Bürgertum angehört? Für Édouard Louis ist das eine einfache Rechnung: „Kein Leid in meiner Kindheit = keine Bücher = kein Geld = keine Freiheit“, folgert er in seinem aktuellen autobiografischen Bericht. „Ich könnte sagen, dass Freiheit und Leid zwei Seiten derselben Medaille sind, zwei Sätze derselben Symphonie. Schließlich könnte ich sagen, dass ich keine Freiheit kenne, die nicht gleichzeitig ein Ausbruch ist, eine Befreiung von Gewalt und damit in gewisser Weise eine Folge von ihr.“ Indem er das Erwachsenwerden unter Arbeiter:innen, die Gewalt der Eltern und seine Klassenscham in Büchern wie „Das Ende von Eddy“, „Die Freiheit einer Frau“ und „Wer hat meinen Vater umgebracht“ durcharbeitete, schaffte er nicht nur für sich Unabhängigkeit. In „Monique bricht aus“, seinem zweiten Buch über die Emanzipation seiner Mutter, beziffert er, wie viel ihre Befreiung aus einer gewaltsamen Beziehung kostete.
Der kurze, essayistische Text beschreibt...