Suspendierung des Auftritts
Erschienen in: Recherchen 115: Auftreten – Wege auf die Bühne (11/2014)
Assoziationen: Schauspiel Dramaturgie Wissenschaft
Immer wieder, bei Shakespeare, bei Calderon füllen Kämpfe den letzten Akt und Könige, Prinzen, Knappen und Gefolge ‚treten fliehend auf‘. Der Augenblick, da sie Zuschauern sichtbar werden, lässt sie einhalten. Der Flucht der dramatischen Personen gebietet die Szene halt.503
Das Folgende versteht sich als Beitrag zur Erkundung des Auftritts, jenes physischen Vorgangs, der zugleich ein symbolischer ist, der kaum thematisiert, der kaum gesehen wird, weil er am Rande der Szene, auf der Schwelle zu ihr statthat, weil er als Voraussetzung von Szene und szenischer Darstellung dieser nicht vollständig angehört und nicht in diese inkludiert werden kann, doch schreibt er sich ins theatrale Geschehen ein. Die Suspendierung des Auftritts betrifft alle seine Dimensionen, da er einerseits als theatraler ein physischer Vorgang des Vor- und Übertritts ist, während im Auftritt zugleich ein symbolischer Vorgang statthaben muss, damit es sich um den einer dramatischen Figur gehandelt haben wird – und nicht vielmehr irgendetwas anderes, unbestimmbares. Es geht im Folgenden auch um die Suspendierung des Auftritts im Sinne dieses symbolischen Vorgangs der Figuration des Eintritts und der Unterbrechung, die der Vor- und Auftritt auf die Bühne für die dramatische Szene ist. Zugleich wird gezeigt, dass der Auftritt ‚selbst‘ untrennbar von seiner Suspension ist....