Alexander Kluge, „Kongs große Stunde. Chronik des Zusammenhangs“ lautet der Titel Ihres neuesten Buches; wie verhält sich diese Chronik zu Ihrem 2004 erschienenen Opus magnum „Chronik der Gefühle“?
Die „Chronik des Zusammenhangs“ erzählt das, was mir in der „Chronik der Gefühle“ fehlte, die objektive Seite der Geschichte, weniger die subjektive. Ich bin 1932 geboren und empfinde sehr lebhaft, wie rasch doch in nicht-geologischen Zeitmaßen sehr massive Änderungen erfolgen. „Kongs große Stunde“ ist der Titel der letzten Geschichte des letzten Buches „Das Bohren harter Bretter“. Die Geschichte betrifft die Unverwüstlichkeit des Politischen und bezieht sich auf jenen Affen, der für Zirkuszwecke in einem Schiffskerker von Afrika nach Amerika transportiert wird. Das ist kein Affe für mich, sondern das ist ein spirituelles Wesen. Es verkörpert das Prinzip der „wilden Verlässlichkeit“, und das ist der Kern meines Buches.
Die Existenz des blauen Planeten und von uns Menschen beruht auf so großen Unwahrscheinlichkeiten, dass wir sagen können, in einer solchen Masse von vorangegangenen Zufällen (wie der Evolution) können auch ein paar Rettungsanker versteckt sein. Es gibt nicht nur den Engel der Geschichte, den Walter Benjamin beschreibt und der mit Blick auf die Schrecken der Vergangenheit rückwärts in die Zukunft geweht wird, sondern in den...