Theater der Zeit

Circus Busch und das Rätsel der Baupläne

Gutachten über den jetzigen Zustand des Circusgebäudes an der kleinen Präsidentenstrasse 7 in Bezug auf Feuergefährlichkeit der Einrichtung und Anlage der Feuerlöscheinrichtungen.– […] 2.) Aufführungspodien. Der über den Podien befindliche Schnürboden ist frei von Hängedekorationen. Der vorhandene Rundhorizont besteht aus Asbestgewebe, er hängt an Eisenrohren und Stahldrahtseilen. […] 6.) Ausgänge. Infolge der durch die Baupolizei angeordneten Sperrung von etwa 800 Zuschauerplätzen ist die Besucherzahl auf etwa 3100 herabgesetzt worden. Infolgedessen ist auch die frühere ungünstige Entleerung des Gebäudes bedeutend verbessert. Die jetzt voran vorhandenen Ausgänge reichen für etwa 3500 Besucher des Hauses aus. […] 7.) Bestuhlung. Die Bestuhlung des 1. Ranges und der oberen Hälfte des 2. Ranges besteht aus Klappsitzen. Die Sitzreihen messen von Rückenlehne bis Rückenlehne 80 cm. Die untere Hälfte des 2. Ranges weist Logenplätze in drei hintereinander liegenden Reihen auf. Die Bestuhlung jeder Loge besteht aus 6 Logenstühlen. Nur 4 Logen weisen je 12 Stühle auf. […] II) Sonstige Räume innerhalb des Gebäudes 1.) Auftritt. Der Auftritt liegt hinter den Podien und ist gegen den Circusraum feuerhemmend abgeschlossen. […] Vom Auftritt führen 2 Tore direkt ins Freie. Nach hinten anschliessend befindet sich ein besonders errichtetes Stallgebäude […]. Ueber dem Auftritt befindet sich in Höhe des zweiten Podiums der Glockenraum, der durch einen Uebergang mit einem freigelagerten Gebäude verbunden ist. In diesem Gebäude befindet sich […] zur ebenen Erde der Grosstierstall mit einem direkten Zugang zum eigentlichen Stallgebäude, darüber die Uebungsmanege. Im oberen Geschoss sind die Werkstätten der Schuhmacherei und der Schneiderei untergebracht. 2.) Garderoben des Personals und der Artisten. Anschließend an den unteren Umgang befinden sich an den Seiten nach der Spree in zwei Etagen die Garderobenräume, welche für Statisten und Ballettpersonal Verwendung finden. Sie sind vom für die Zuschauer bestimmten Raum allseitlich abgeschlossen, ebenso die auf der Seite nach der Reichsbahn gelegenen Artistengarderoben. 3.) Restaurationräume. An der Eingangsseite rechts und links vom Vestibül befinden sich die Restaurationräume, […] die jetzt in den Pausen für das Publikum zur Verfügung stehen […]. 4.) Maschinenhaus. Das Maschinenhaus, in dem der Heizkessel für die Beheizung des Hauses und für die Erwärmung des Manegenwassers aufgestellt ist, befindet sich ausserhalb des Circusgebäudes und ist durch keinerlei Oeffnung mit dem Theaterraum verbunden. […] Berlin, den 20. Dezember 1934 Der gerichtliche Sachverständige: [Unterschrift Franz Ringel] Architect B.D.A. Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V., Nachlass Martin Schaaff (1910–2015) (Zirkus-Busch-Archiv), N7/02/0168/1.

von För Künkel und Mirjam Hildbrand

Erschienen in: Zirkuskunst in Berlin um 1900 – Einblicke in eine vergessene Praxis (02/2025)

Ausschnitt aus einer Fotografie mit Blick von der Kurfürstenbrücke (heute Rathausbrücke) auf die Spree und das Gebäude von Circus Busch im Hintergrund (ca. 1930).
Ausschnitt aus einer Fotografie mit Blick von der Kurfürstenbrücke (heute Rathausbrücke) auf die Spree und das Gebäude von Circus Busch im Hintergrund (ca. 1930).Foto: Sammlung Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv.-Nr.: GE 2005/180 VF. Otto Bloom, Berlin-Steglitz, Kaiser-Wilhelm-Brücke, Berlin, um 1929, FotoTechniken; Bildmaße: 16,9 x 11,9 cm.

Zirkusdirektor Paul Busch, der mit seiner Gesellschaft zuvor bereits im Circus Krembser gastiert hatte, konnte 1895 auf der von der Stadt gepachteten Freifl äche einen Entwurf der Architekten Blumberg und Schreiber umsetzen lassen. An das runde Eisenfachwerk-Hauptgebäude waren weitere feste Bauten angegliedert, welche die Vorhalle und Stallungen beherbergten. Als besonders „[b]emerkenswerth“ an dem Bau galt damals auch „die in einem Zwischengeschoß angelegte Wandelhalle, die sich um den ganzen Zuschauerraum zieht“, wie einer Beschreibung des Gebäudes zu entnehmen ist (Architekten-Verein zu Berlin/Vereinigung Berliner Architekten (Hg.) 1896, S. 515). Die Spielstätt e verfügte über 4300 Plätze und es ist davon auszugehen, dass die damals neusten Technologien sowohl hinsichtlich der Beleuchtung als auch der Bühnentechnik installiert waren. Um 1910 standen mehrfach bauliche Veränderungen des Gebäudes zur Debatt e, die jedoch nicht durchgeführt wurden – möglicherweise aufgrund von Planungsunsicherheit bezüglich der Verlängerung des Pachtvertrags oder wegen Auseinandersetzungen mit den Behörden im Zusammenhang mit theater- beziehungsweise gewerberechtlichen Bestimmungen. Die Baupläne dieses jüngsten Berliner Zirkusgebäudes ließen sich wie einleitend auf S. 23f. beschrieben bisher nicht auffinden.

Sie möchten den gesamten Beitrag lesen?

Diese Angebote schalten den Artikel frei:

Tageszugang

12 Stunden ohne Paywall

5,99 €

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Professional

Zeitschriften und Bücher online lesen

ab 12,50 € / Monat

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Upgrade für Printabonnenten

Professional – Zeitschriften und Bücher online lesen

50,00 € / 12 Monate

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Assoziationen

Neuerscheinungen im Verlag

Die „bunte Esse“, ein Wahrzeichen von Chemnitz
Alex Tatarsky in „The Future Is For/ Boating“ von Pat Oleszkos, kuratiert von ACOMPI für die Galerie David Peter Francis, Juni 2024, vor dem Lady Liberty Deli im St. George Terminal, Staten Island, New York