Philipp Otto Runge, eigentlich Maler, hatte das Märchen von der maßlosen Fischersfrau 1806 geschrieben, die Brüder Grimm nahmen es in ihre berühmte Sammlung auf, heute gehört „Der Fischer und seine Frau“ zum deutschen Literaturkanon – doch seine Weisheit leitet uns nicht gerade: Erscheint der Wunsch nach Ausbruch aus sozialer Not noch völlig legitim, so führt dessen Umschlagen in Hybris und maßlose materielle Ansprüche in die Sackgasse.
Unter den zahlreichen Bühnenfassungen und Verfilmungen des Märchenstoffes wird eine leicht vergessen, die am Puppentheater Dresden 1976 allerdings nur eine einzige Aufführung erlebte. Einar Schleef überwand in damals noch ungewohnter Weise den Dualismus zwischen Guckkasten und Publikum und fragte die Kinder im Publikum nach ihren Wünschen und Träumen. Das missfiel kulturpolitisch und rief Änderungswünsche hervor, denen Schleef allerdings nicht mehr nachkam, weil er im Jahr der Biermann-Ausbürgerung in den Westen ging.
Diese Fassung hat das Dresdner Theater Junge Generation, unter dessen Dach das Puppentheater mittlerweile angesiedelt ist, jetzt wiederentdeckt und um eine internationale Dimension bereichert. Der Butt schwimmt nämlich im Weltmeer und pendelt sozusagen zwischen der vietnamesischen Halong-Bucht und der Elbe. Das Jugendtheater Hanoi und das Goethe-Institut holten Regisseur Dominik Günther nach dem „Kaukasischen Kreide- kreis“ dafür zum zweiten Mal nach Nordvietnam. Das ihm...