Im Rahmen des Festivals Cheers for Fears im März 2016 am Ringlokschuppen Ruhr in Mülheim diskutierten Florian Malzacher und Bernd Stegemann über die politischen Potenziale zeitgenössischer darstellender Kunst. Wie wird das zukünftige Theater aussehen, und welche gesellschaftliche Relevanz wird es für sich beanspruchen? Ist eine Grenzziehung zwischen Theater und Performance heute noch angemessen? Das Gespräch führten Matthias Frense, künstlerischer Leiter des Ringlokschuppens Ruhr, und Sebastian Brohn, Dramaturg am Ringlokschuppen Ruhr.
Matthias Frense: Ihr beide habt Bücher publiziert, die nach den politischen Potenzialen des Theaters fragen. Unter welchen Voraussetzungen ist Theater heute politisches Theater?
Florian Malzacher: Für mich hat politisches Theater sehr viel auch mit der Form zu tun, der Form, in der wir zusammenkommen: Die Frage ist, wie Theater in seinen Inhalten und in seiner Form politisch sein kann. Ich finde es nicht hilfreich zu sagen, jedes Theater sei, weil bereits in der Ästhetik ein bestimmtes politisches Potenzial liege, per se politisch. Ich bin für eine Stärkung des Begriffs des Politischen. Wenn Theater also politisch sein will, muss es politische Inhalte verhandeln. Aber es ist ebenso wichtig, dass Theater als Raum sowie in der Wahl seiner ästhetischen Mittel selbst politisch ist. In einer Zeit, wo öffentlicher Raum bekanntlich knapp ist,...